Reisen bildet. Aus diesem Grund veranstaltet der Eifelverein Untermosel zweimal im Jahr eine KulturZugFahrt, bei der wir unter fachkundiger Führung eine der Städte der Großregion kennen lernen.
Viele fragten, warum wir nach Neuwied fahren, aber bereits der romantische alte Friedhof, der unter Denkmalschutz steht und dessen aus der Kaiserzeit stammenden Grabmäler vom Efeu überwachsen sind, war ein beeindruckendes Erlebnis. Ein kurzes Referat erläuterte uns die Stadtgeschichte: Der Fürst Graf Friedrich III. zu Wied öffnete seine Stadt 1662 für Glaubensflüchtlinge und garantierte ihnen – einmalig in Europa – Glaubensfreiheit. Das Experiment gelang. Dann ging es in die Innenstadt, wo wir das Herrenhuter Viertel und die Kirche besuchten, sowie zum Deich, ebenso eine imposante und kostenaufwendige Notstandsmaßnahme der 1920er Jahre wie der Nürburgring. Vor dem imposanten schloss der Grafen von Wied lernten die Wanderer, was ein Mittelrisalit und eine supraporte ist. Reisen bildet eben. Vorbei am Denkmal für die Synagoge und an der Matthiaskirche sowie an zahlreichen zauberhaften Gründerzeithäusern ging es zu einer Brauereigaststätte, wo sich die erschöpften Kulturwanderer ausgiebig stärken konnten. Anschließend besuchten wir das Roentgen-Museum, wo ein Raum dem Genossenschaftsgründer Friedrich Wilhelm Raiffeisen gewidmet ist, der beinahe Bürgermeister in Winningen geworden wäre. Neben den Werken der Kunsttischler Abraham und David Roentgen und des Uhrmachers Peter Kinzig beeindruckte uns die Werkschau des Malers Karl Bruchhäuser (1917-2003): Seine Gemälde von Landschaften, die wir oft schon erwandert hatten, stellten einen letzten Höhepunkt der Städtefahrt da.